Rückkehr von Rangnick bei Magath-Rosenkrieg


Keine 24 Stunden nach der Trennung von Allrounder Felix Magath verkündete der FC Schalke 04 auf seiner Homepage die Verpflichtung von „Fußball-Professor“ Ralf Rangnick. Bereits am 21. März soll der ehemalige Coach der TSG 1899 Hoffenheim „auf Schalke“ der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Der 52-Jährige tritt damit die Nachfolge des intern immer mehr in die Kritik geratenen Felix Magath an und wird bereits am 1. April 2011 bei der Bundesliga-Partie gegen den abstiegsbedrohten FC St. Pauli zum ersten Mal als Chef-Coach auf der Bank der Knappen Platz nehmen. Bei der Bundesliga-Begegnung am kommenden Sonntag gegen Meisterschaftsanwärter Bayer Leverkusen wird der bisherige Magath Co-Trainer Seppo Eichkorn das Team von der Trainerbank aus betreuen. Magath war am Mittwochnachmittag nach langem hin und her und einem öffentlich ausgeführten „Krieg“ mit der Vereinsführung mit sofortiger Wirkung von seinem Amt als Trainer und Vorstand entlassen worden.

Jetzt kommt es zum kalten Rosenkrieg zwischen Magath und dem FC Schalke 04. „Von einem Schuldeingeständnis bin ich ganz weit entfernt. Ich habe mir nämlich nichts zuschulden kommen lassen„, sagte Magath dem „Kicker„. „Mein Vertrag beinhaltete ein Sonderkündigungsrecht, das ich unter diesen Umständen nutzen konnte.“ Aufsichtsratschef Tönnies sieht einem möglichen Verfahren mit Felix Magath „gelassen entgegen„: „Durch das heutige Verhalten von Felix Magath fühlen wir uns bestätigt und stellen fest, dass er keine Ansprüche mehr gegen den FC Schalke 04 hat.

Felix Magath wehrte sich gegen sämtliche Behauptungen, wie den angeblich nicht gesenkten Gehaltszahlen oder nicht korrekt ausgeführten Transfers. „Meines Wissens sind alle Transfers von mir und meinen Mitarbeitern korrekt abgewickelt worden. Ich habe immer alles mit Clemens Tönnies besprochen, der für Transfers mein Ansprechpartner war„, sagte Magath dem Online-Magazin stern.de.

Ralf Rangnick hat bei den Knappen einen Vertrag bis zum 30.06.2014 unterschrieben und tritt damit seine zweite Amtszeit beim DFB-Pokals. Der Fußball-Taktiker galt schon damals vom reinen Punkteschnitt her als einer der besten Trainer in der Vereinsgeschichte des FC Schalke 04.

Zur Trennung kam es damals, als Ralf Rangnick vor der Begegnung gegen den FSV Mainz 05 eine provokative Ehrenrunde durch die Arena auf Schalke vollzog und damit die damalige Vereinsführung um Manager Rudi Assauer massiv verärgerte. Rangnick zeigte sich aber schon damals einsichtig. „Ich kann verstehen, dass einige Spieler und der Vorstand das als Provokation aufgefasst haben„, erklärte er damals. „Aber für mich war das eine absolute emotionale Ausnahmesituation.“

Rangnick gilt als absoluter Fachmann und Taktiker, machte schon damals im aktuellen Sportstudio auf sich aufmerksam als er an einer Taktiktafel den Zuschauern die Viererkette erklärte, besonders seit diesem Zeitpunkt gilt Rangnick auch als Mitbegründer und Erfinder der Viererkette in Deutschland. Der „Fußball-Professor“ gilt als absolut geradliniger Mensch, der genau weiß, was er will, nicht nur deshalb gilt Rangnick als besonders harter Knochen, der sich immer wieder mit der Vereinsführung anlegt.

Für den FC Schalke 04 bedeutet Rangnick aber auch eine große Chance, denn „er hat ja auch in Stuttgart gearbeitet und dort seine Handschrift hinterlassen. Dort hat er ein Jugendkonzept entwickelt, von dem der Verein noch heute profitiert„, sagte Heldt. Mit dem neuen Chef will er nun möglichst schnell die Kaderplanung für die nächste Saison in Angriff nehmen. „Wir brauchen einen Trainer, der zum FC Schalke passt und der die Werte des Clubs mitträgt.“ Doch auch die aktuelle Lage ist momentan noch alles andere als rosig: „In der Bundesliga ist es noch kritisch. Da sind wir noch nicht über dem Berg„, sagte Heldt.

In der Bundesliga gilt Rangnick als eine absolute Ausnahmeerscheinung, da er ohne nennenswerte Profi-Karriere den Sprung in die Trainergilde der Bundesliga schaffte. Den SSV Ulm führte er 1998/1999 spektakulär aus der Regionalliga in die Bundesliga, den VfB Stuttgart musste er 2001 in abstiegsbedrohter Lage verlassen, scheiterte damals unter anderem an Profis wie Krassimir Balakow, über die der damalige Präsident Meyer-Vorfelder schützend seine Hand hielt. Kein Jahr später führte Rangnick den Zweitligisten Hannover 96 wieder zurück in die Bundesliga, unterschieb 2004 einen Vertrag beim FC Schalke 04 als Nachfolger von Jupp Heynckes.

Nach seiner dramatischen Ehrenrunde verließ Rangnick die große Fußball-Bühne für kurze Zeit und heuerte beim damaligen Drittligisten Fußball-Bundesliga. Zum Bruch kam es erst in diesem Winter. In einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht wurden die argen Differenzen zwischn Rangnick und TSG-Mäzen Dietmar Hopp erstmals richtig deutlich, zum absoluten Bruch kam es dann als die Vereinsführung Luiz Gustavo ohne das Wissen und den Willen von Ralf Rangnick an den Bundesliga-Konkurrenten Bayern München verkaufte.

In viereinhalb Jahren hatte der Coach glänzende Arbeit geleistet und den einstigen Dorfclub von der Regionalliga bis zur Herbstmeisterschaft 2008 geführt, am Neujahrstag kam es dann aber auf Bestreben von Rangnick selber zu einem Ende der Tätigkeit bei der TSG 1899 Hoffenheim. Ralf Rangnick und Dietmar Hopp waren in der Vergangenheit immer wieder aneinandergeraten, da Rangnick Verstärkungen für das Team forderte, Hopp diese aber in Bezug auf die wirtschaftliche Bilanz abgewiesen hatte. Der Wechsel von Luiz Gustavo zum FC Bayern München brachte das Fass für Rangnick anscheinend zum überlaufen, so dass man sich für den Schritt der Vertragsauflösung entschieden haben soll. Erst im Mai des letzten Jahres hatten sich Ralf Rangnick und die TSG Hoffenheim auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung geeinigt.

Nach Aussagen von Rangnick wusste er damals nichts von den Verhandlungen mit dem FC Bayern München. Der BamS sagte er: „Ich wusste von nichts.“. Zu den Verhandlungen nach München waren laut BamS Sportdirektor Ernst Tanner und Mäzen Dietmar Hopp persönlich angereist. Hopp und Rangnick „bekriegten“ sich in der Öffentlichkeit zuletzt desöfteren, ließen keine Situation aus um den Gustavo-Poker für Positionskämpfe zu nutzen.

Von Christian Wolfsdorf

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